Bereits 2012 wurde vor der Einführung der Biotonne in den Gemeinden Westendorf, dem Markt Zusmarshausen, und der Stadt Gersthofen eine Hausmüllanalyse durchgeführt. 2019 beauftragte der Werkausschuss den Abfallwirtschaftsbetrieb, erneut eine Hausmüllanalyse durchführen zu lassen. Diese wurde von der Firma Zeller, Leipzig, in der KW 20 (17. – 20.05.2021) in den gleichen Gemeinden wie 2012 erhoben.
Darüber hinaus wurde durch die Stichprobenplanung mit verschiedenen Parametern und definierter Sammelmenge sichergestellt, dass die Ergebnisse repräsentativ für die untersuchten Gemeinden und aussagekräftig für den gesamten Landkreis, sowie vergleichbar mit der Hausmüllanalyse von 2012 sind.
Gesamtmüllaufkommen sowie Küchen- und Gartenabfälle sind rückläufig
Wurde 2012 statistisch eine Restabfallmenge („Hausmüll“) von 178 kg pro Person und Jahr ermittelt, so ist für 2021 die statistische Restabfallmenge von 2020 mit 141,1 kg pro Einwohner*in und Jahr herangezogen worden.
Im Bereich der Küchen- und Gartenabfälle fällt auf, dass trotz Biotonne in den dörflich geprägten Gemeinden immer noch rund 26,5 kg (von 141,1 kg) in der Hausmülltonne entsorgt werden. In der Stadt sind es knapp 50 kg. 2012 landeten an Küchen- und Gartenabfällen durchschnittlich noch 60 kg/Einwohner/Jahr (bei 178 kg Gesamtmenge) bzw. 34,3 % in der Hausmülltonne, 2021 waren es zwar nur 37,5 kg bezogen auf 141 kg Gesamtmenge, das sind 26,6 % der Gesamtmenge.
Ist schon der Rückgang der Gesamtmenge des Müllaufkommens ein Erfolg für das Konzept der Kreislaufwirtschaft mit dem Ziel einer hohen Quote der Wertstoffsammlung und -recycling, so ist der erneute Rückgang der Küchen- und Gartenabfälle in der Reststofftonne durchaus beachtlich.
„Nachdenklich stimmt dennoch der – auch im dörflichen Umfeld – feststellbar hohe Anteil an Küchenabfällen, das sind Essensreste, die nicht über die Biotonne oder auf dem Kompost wiederverwertet werden können. Hier muss jede und jeder Einzelne sich selbst zum Umgang und Wertigkeit von Lebensmitteln fragen, auch zum eigenen Kauf- und Konsumverhalten. Denn dies hat wiederum Auswirkungen auf die Landwirtschaft und Tierhaltung. Wir GRÜNE sehen in diesem Bereich durch ein Umdenken zu mehr Tierwohl und bewusstem Kaufverhalten durchaus Potential bei der Müllvermeidung“, die Kreisrätin der GRÜNEN Ursula Reichenmiller-Thoma.
Auch der Anteil an Kunststoffen im Restmüll ist deutlich zurückgegangen, die Menge hat sich fast halbiert, von 15,6 kg 2012 auf 8,4 kg 2021.
Der Anteil an Hygieneverbundabfällen steigt um das Doppelte an
Eine größere Beachtung muss das Aufkommen an sog. Hygieneverbundabfällen finden. Die Anreize für Stoffwindeln im Babybereich scheint zu greifen, dafür wird die Abfallmenge an Inkontinenzsystemen im häuslichen Bereich größer. War diese Abfallart früher mehr im gewerblichen Abfall zu finden, so erwächst durch die Betreuung älterer Menschen im häuslichen Umfeld ein neues Problem für die Angehörigen.
„Die Inkontinenzsysteme füllen im Nu die Restmülltonnen, die Notwendigkeit größerer Tonnen und Mehrkosten für pflegende Angehörige können die Folge sein. Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Augsburg gibt deshalb einen einmaligen Zuschuss für Mehrwegwindeln, also für Stoffwindeln, Windeleinlagen, Windelhosen oder für die Nutzung von Windelwaschdiensten“, so die GRÜNE Kreisrätin Ursula Reichenmiller-Thoma weiter. „Hier kann man durchaus über Verbesserungen und wirksamere Anreize nachdenken.“
Die Inkontinenzsysteme füllen im Nu die Restmülltonnen. Fielen 2012 noch 14,6 kg an Hygieneverbundabfällen an, wobei es sich hier wohl größtenteils um Babywindeln gehandelt haben wird, so sind es 2021 bereits 26,9 kg, fast das Doppelte, Tendenz steigend.
Auf Nachfrage erklärt die GRÜNE Kreisrätin Ursula Reichenmiller-Thoma, dass „Die thermische Verwertung in der Müllverbrennungsanlage erzeugt zwar Strom und Wärme, aber im Sinne des Wertstoffrecyclings wäre es besser, die Fäkalien, Plastikbestandteile, also Folie und saugfähiges Hydrogel, sowie Papier trennen zu können. Erste Versuche mit Thermo-Druckhydrolyse-Verfahren gibt es. Das Verfahren ist aber noch nicht dahingehend ausgereift, dass es auch wirtschaftlich ist. Es ist vom Grundsatz her das gleiche Verfahren, das auch beim Recycling von Klärschlämmen erfolgreich werden könnte. Deshalb muss auf diesem Gebiet noch mehr geforscht und investiert werden.“
Mehr Informationen zu Zuschüssen beim Gebrauch von Mehrweg-Windeln und Inkontinenzsystemen bei Erwachsenen gibt es beim Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Augsburg unter https://www.awb-landkreis-augsburg.de/infos-tipps/windelzuschuss.
Mehr Informationen zu Inkontinenzabfällen und deren Recyclingmöglichkeiten: https://www.remondis-entsorgung.de/abfallarten/inkontinenzabfaelle/