Kreistags-Bauausschuss vor Ort: Zeltplatz Rücklenmühle 30. Oktober 202130. Oktober 2021 Foto: Ursula Reichenmiller-Thoma Der Bauausschuss des Kreistags informierte sich am 25.10.2021 vor Ort am Zeltplatz Rücklenmühle bei Zusmarshausen/Gabelbach über die Baufortschritte der energetischen Sanierung des Bestandsgebäudes mit Anbau eines Querriegelbaus und des Neubaus eines Selbstversorgerhauses. Seit 2014 sind im Kreistag vor allem der Jugendhilfeausschuss und der Bauausschuss, aber auch der damalige Ausschuss für Kultur und Bildung sowie der Landschaftspflegeverein Zusam mit der Sanierung und Erweiterung des Zeltplatzes Rücklenmühle befasst. Ziel war es, den Zeltplatz ganzjährig nutzen zu können und drei unterschiedlichen Gruppen mit jeweils bis zu 36 Personen gleichzeitig die Belegung zu ermöglichen. Dabei war auch angedacht, dass der Zeltplatz für Schulklassen geeignet sein soll. Eine vierte Gruppe mit eigenen Zelten kann den Zeltplatz in den Sommermonaten nutzen und hat im sanierten „Jugendhaus“ im Dachgeschoss eine Notunterkunft für Regentage, Gewitter, Sturm und andere extreme Wetterbedingungen. Übersichtsplan (ohne Maßstab) LRA Kreisbaumeister Frank Schwindling (öffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses am 17.01.2017), Beschriftung: Ursula Reichenmiller-Thoma. Badegumpen und Lagerfeuer Bei unserer Besichtigung konnten wir uns einen ersten Eindruck der Gesamtanlage machen. Das Areal liegt mit Bestandsschutz ganz im Landschaftsschutzgebiet Augsburg Westliche Wälder und erhöht im Überschwemmungsgebiet der Zusam. An zwei Seiten wird es begrenzt von der Zusam, im Westen durch den Godlbach und im Norden von der (überschwemmungsgefährdeten) Straße nach Gabelbach. Im Außenbereich sind die Fundamente der Zeltholzhäuser für jeweils vier Personen bereits fertig, auch die Feuerstellen sind angelegt. Das Wasserwirtschaftsamt hat die Zusam im Bereich der Rücklenmühle vorbildlich renaturiert, so dass der Badegumpen (früherer Gumpen des Mühlrads der Rücklenmühle) zum Ausbau als Badestelle ausgebaggert und vorbereitet werden konnte. Auch eine Biberstation ist vorgesehen. Zwischen dem Querriegelbau und dem Selbstversorgerhaus soll die bei einem früheren Hochwasser mitgerissene Brücke durch eine neue kleine Brücke über den Godlbach ersetzt werden, die zum Parkplatz führt. Die Außenanlagen sollen im Frühjahr 2022 fertiggestellt werden. Rückseite des „Jugendhauses“ mit Blick auf den Badegumpen: Landrat Martin Sailer erklärt den Bauausschuss-Mitgliedern die Außenanlagen. Foto: Ursula Reichenmiller-Thoma Holzhäuser in Insellage Das U-förmige Gebäudeensemble mit seinen Holzfronten fügt sich harmonisch und natürlich in die Umgebung ein. Alle neuen Bereiche sind nach dem Niedrigenergiestandard gemäß EnEV (EEF 55-Standard) in Holzbauweise errichtet und barrierefrei ausgebaut. Das Selbstversorgerhaus wurde darüber hinaus behindertengerecht mit Lift ausgestattet. Der Innenausbau bei allen drei Gebäudeteilen besticht ebenso durch seine nachhaltige Ausführung, denn Wände und Böden in den Schlaf- und Gruppenräumen sind aus Eschenholz, das die Stadt Augsburg gespendet hat. Nur in den Sanitärräumen und in den drei Küchen samt Speis sind die Böden gefliest. Alle Räume sind durch das helle Eschenholz und große Fensterfronten sehr hell, haben ein warmes, ausgleichendes Raumklima. Das Eschenholz stammt aus dem Augsburger Stadtwald, das wegen des Eschensterbens noch in brauchbarem Zustand gefällt wurde. Zwischenlagerung und Transport haben allerdings die Spende für den Landkreis teuer werden lassen. Das Raumprogramm im Selbstversorgerhaus besitzt im EG eine große Küche mit Speis, daran anschließend einen großen Speisesaal bzw. Gruppenraum, der sich durch verschiebbare Trennwände in zwei ungleich große Räume teilen lässt. Außerdem befinden sich im EG ein behindertengerechtes Zimmer sowie ein Betreuer*in-Zimmer und Sanitärtrakt. Im Obergeschoss befinden sich acht Vierbett-Zimmer (jeweils mit Sanitärbereich), drei davon mit Galerie und ein barrierefreies Zimmer sowie zwei Einzelzimmer für die Betreuer*innen. Selbstversorgerhaus vom Innenhof her. EG: li. Eingang, Fensterfront: Küche und Speisesaal, OG: Flur zu den Zimmern. Foto: Ursula Reichenmiller-Thoma Rückseite des Selbstversorgerhauses. Im OG befindet sich hinter den Holzlamellen ein breiter Balkon. Foto: Ursula Reichenmiller-Thoma Im neuen Querriegelbau (früheres, abgerissenes „Waschhaus“) ist ein großer Speisesaal mit integrierter offener Küche mit Insellösung für die Kinder und Jugendlichen der Zeltholzhäuser untergebracht. Auch diese haben einen größeren Vorratsraum und ebenfalls einen eigenen Sanitärbereich. Im energetisch sanierten Bestandshaus („Jugendhaus“) ist für die Gruppe 4 mit eigenen Zelten ein Zugang vom Zeltplatz her, Lagerräume, eine geräumige Küche mit Speis und ein großer Gruppenraum. Im OG befindet sich die Notunterkunft bei Unwetter („Matratzenlager“). Für den Ganzjahresbetrieb ist eine Heizung notwendig geworden. Baukosten des Vorzeigeprojekts und GRÜNE Einsparungen Die Baumaßnahme ist im Zeitplan. Die Kosten wurden in der Planung mit insgesamt ca. 4,3 Mio. EUR angesetzt. Bis zur Fertigstellung im Frühjahr 2022 werden sich die Gesamtkosten auf 4,87 Mio. EUR belaufen, wobei etwas mehr als 900.000 EUR als Zuschüsse wieder erstattet werden. In einer der ersten Sitzungen des neuen Bauausschusses 2020 konnten die GRÜNEN Kreisrät*innen durch Umplanungen im Bereich der Zeltholzhäuser ca. 50.000 EUR einsparen und hoffen, dass der gestiegene Holzpreis die Einsparung nicht wieder zunichtemacht. Der Landkreis Augsburg ist Eigentümer des Zeltplatzes Rücklenmühle, da der Markt Zusmarshausen ein Teilgebiet an den Landkreis verkauft hat. Die Stadt Augsburg und in Folge der Stadtjugendring ist kurz vor Baubeginn als Partnerin aus dem Projekt ausgestiegen. Der Zeltplatz Rücklenmühle wird vom Kreisjugendring betrieben werden und gilt jetzt schon durch seine Möglichkeit der Ganzjahresnutzung als bayernweit einmaliges Vorzeigeprojekt. Die Nachfrage ist jetzt schon groß. Nach Fertigstellung wird es einen erneuten Vor-Ort-Termin für die Mitglieder des Bauausschusses geben. Die GRÜNEN Bauausschuss-Mitglieder Hannes Grönninger, Margit Stapf (in Vertretung von Doris Lurz) und Ursula Reichenmiller-Thoma im Innenhof vor dem sanierten „Jugendhaus“. Die Dachgauben gehören zum Notlager. © Ursula Reichenmiller-Thoma